Der Neubau an der Heinrich-Heine-Straße hat seit einigen Tagen seinen ersten Dachstuhl. In wenigen Wochen soll auch auf dem Nachbarhaus der Dachstuhl gesetzt werden, kündigt Frank Freyer, Geschäftsführer der Lübbener Wohnungsbaugesellschaft, an.
Arbeiten liegen trotz Verzug im Bauzeitraum von 18 Monaten
Das ursprüngliche Ziel sei zwar nicht erreicht worden; eigentlich sollten Dachstühle und Dächer noch vor Weihnachten fertiggestellt werden, aber die Baugenehmigung lag nicht so schnell wie erhofft vor, wodurch man nun gute zwei Monate im Verzug sei.
Aber jetzt gehe es weiter zügig voran, versichert Freyer. Die Arbeiten seien immer noch im vertraglich vereinbarten Bauzeitraum von 18 Monaten. Er geht davon aus, dass die Häuser Ende des Jahres oder spätestens Anfang 2022 bezugsfertig sind.
Inzwischen gibt es auch schon viele Interessenten für die insgesamt 14 Wohnungen in gehobenem Standard, berichtet der LWG-Chef. Anfragen seien sowohl von Lübbenern als auch von außerhalb gekommen. Das Besondere: Bei dem Neubau handelt es sich um energieautarke enttechnisierte Häuser, deren Strom- und Wärmebedarf zu 100 Prozent über Sonnenenergie gedeckt wird, die wiederum durch die Photovoltaikanlagen auf den Dächern und an den Fassaden der Dreigeschosser erzeugt wird.
Künftige Mieter werden eine Pauschalmiete zahlen
Die künftigen Mieter der Zwei- bis Vierzimmerwohnungen werden eine Pauschalmiete in Höhe von maximal 13,50 Euro pro Quadratmeter zahlen, in der die gesamten Energiekosten enthalten sind, sprich neben der Kaltmiete auch die Kosten für Warmwasser, Heizung, Allgemein- und Haushaltsstrom. Rund 4,6 Millionen Euro investiert die LWG in dieses Pilotprojekt – es sind die ersten Häuser dieser Art in Deutschland.
LÜBBEN
Im Neubau an der Jägerstraße hat indes bereits der Innenausbau begonnen. Dort konnte das Dach wie gewünscht noch vor Weihnachten zumindest geschlossen werden. Die eigentliche Dachdeckung ist inzwischen auch erledigt.
Ende März soll der Estrich auf die Fußbodenheizung kommen, sagt LWG-Chef Frank Freyer. Ziel sei es, den Viergeschosser (inklusive Dachgeschoss) bis Juli oder August fertigzustellen. „Das sieht gut aus.“
An der Jägerstraße werden künftig Drei- und Vierraumwohnungen angeboten, die insbesondere auch für Familien geeignet sind und ebenso wie jene an der Heinrich-Heine-Straße einen gehobenen Standard bieten.
In Lübben ist Wohnraum knapp
Auch für dieses Projekt gibt es bereits „sehr viele Interessenten“, wie Freyer berichtet. Kaum überraschend, denn in Lübben ist Wohnraum knapp. „Wir haben nur rund drei Prozent Leerstand. Das ist sehr wenig.“ Die Quote entspricht etwa 60 bis 65 Wohnungen – vorrangig vom Typ Platte, der den Großteil des LWG-Bestandes ausmacht. Von diesen Wohnungen ist derzeit rund die Hälfte in Sanierung.
Vor allem an großen Wohnungen gebe es in Lübben deutlichen Mangel, sagt Freyer. Die wenigen Vier- und Fünfraumwohnungen im Bestand der LWG seien ständig alle vergeben.
Und insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die Kreisstadt zum Ziel gesetzt hat, bis 2030 von aktuell rund 14 100 auf 15 000 Einwohner zu wachsen, sei ausreichend Wohnraum in verschiedenen Standards wichtig.
Auch auf dem Gelände der alten Pappenfabrik soll neu gebaut werden
Die LWG als Lübbens größter Vermieter ist auch einer von mehreren Bauherren für das geplante Neubauprojekt auf dem Gelände der alten Pappenfabrik, von Freyer gerne als Quartier Schützenplatz bezeichnet. Das kommunale Unternehmen will dort nach jetzigem Stand 50 bis 75 neue Wohnungen in mehreren Viergeschossern inklusive Staffelgeschoss und Reihenhäusern errichten. Auf dem Areal verfügt die LWG über insgesamt 9500 Quadratmeter freie Baufläche – eine von wenigen derzeit verfügbaren großen städtischen Baulandflächen.
Wann im Quartier Schützenplatz der erste Spatenstich für die geplanten Neubauten gesetzt werden kann, steht allerdings in den Sternen. Bislang ist der notwendige Bebauungsplan noch nicht in Bearbeitung. Für dessen Aufstellung ist die Kommune verantwortlich, wobei die LWG sie federführend unterstützen will. Mit der Fertigstellung des B-Plans rechnet Frank Freyer frühestens im kommenden Jahr.
Stadt will neue Wohnbauflächen in Größenordnungen schaffen
Anders als von Landesstatistikern noch vor zehn Jahren prophezeit, hat Lübben nicht Einwohner verloren, sondern kann vielmehr auf eine stabile Entwicklung zurückblicken. Das hat die erfreuliche Folge, dass der angenommene Wohnungsleerstand nicht eintrat – und somit auch kein Handlungsbedarf zum Rückbau besteht.
Das Problem zeigt sich allerdings auf der anderen Seite: Durch die steigende Nachfrage muss sich die Stadt jetzt Gedanken über die Erschließung neuer Wohnbaugebiete machen. Eine Sache, die aufgrund der Landesprognose lange nicht angegangen wurde.
Nach Angaben von Bürgermeister Lars Kolan (SPD) entwickelt die Stadt derzeit eine neue Fläche für Einfamilienhäuser. Ende des Jahres sollen die 30 Parzellen an den Markt gehen. Die Verwaltung habe bisher bereits 200 Anträge von potenziellen Bauherren vorliegen.
Seit einem Jahr sei die Dahme-Spreewald-Kreisstadt nun dabei, ihren Flächennutzungsplan zu überarbeiten. Ein umfangreiches Verfahren, das wohl noch anderthalb Jahre in Anspruch nehmen wird. Das Ziel: „Wir wollen neue Wohnbauflächen in Größenordnungen ausweisen“, kündigt Bürgermeister Kolan an.